Schloss Charlottenburg

Schloss Charlottenburg

Energetische Hüllensanierung und Erneuerung der technischen Infrastruktur in mehreren Bauabschnitten

Bauherr: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Projektzeitraum: 2006-2017

Baukosten: 11,8 Mio. EUR

Status: Einzeldenkmal

Geschichte

Den Ursprung der Anlage bildet das ab 1695 nach Plänen von Johann Arnold Nering errichtete Schloss Lietzenburg, die Sommerresidenz der preußischen Königin Sophie Charlotte. Ab 1701 wurde das Gebäude durch Johann Friedrich Eosander von Göthe um die Flügelbauten des Ehrenhofes erweitert und erhielt erst nach dem Tod Sophie Charlottes im Jahr 1705 seinen heutigen Namen. 1709-12 wurde das Schloss durch die zentrale Turmkuppel und die Große Orangerie im Westen weiter ergänzt.

Nach dem Tode Friedrich Wilhelms I machte sein Nachfolger König Friedrich II („der Große“) das Schloss zu seiner Residenz und beauftragte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff das Schloss ab 1740 um einen Neuen Flügel mit der „Ersten Wohnung Friedrichs des Großen“  im Obergeschoss zu erweitern.

Seine heutige Gestalt erhielt das Ensemble unter König Friedrich Wilhelm II mit dem Theaterbau und der Kleinen Orangerie von Carl Gotthard Langhans (1787- 1791). Der Neue Pavillon wurde 1824/25 nach Plänen Carl Friedrich Schinkels erbaut und diente als Wohnhaus für König Friedrich Wilhelm III. Das klassizistische Bauwerk wurde im Stil einer italienischen Villa errichtet, inspiriert durch die Italienreise des Königs.

Seit 1888 diente das Schloss nicht länger als Residenz und konnte von der Öffentlichkeit besichtigt werden. Nach verheerenden Kriegszerstörungen im Jahr 1943 wurden die Gebäudeteile ab 1950 unter Leitung der ehemaligen Direktoren Margarete Kühn und später Martin Sperlich wieder aufgebaut und dienen bis heute als Museum. Die heutige Gestalt ist stark durch das beim Wiederaufbau verfolgte barocke Idealbild geprägt, was das Schloss zum „bedeutendste[n] Erzeugnis und Zeugnis der Nachkriegsdenkmalpflege in Berlin“ macht zu dem der Berliner Landeskonservator Jörg Haspel es erhebt.[1]

 

[1] Jörg Haspel: Vorwort, in: Schloss Charlottenburg in Berlin. Im Wandel denkmalpflegerischer Auffassungen, Jahrbuch der SPSG, 7, 2007, S. XV.

Projektbeschreibung

Ein Schwerpunkt der Sanierung lag auf der Fassade des Schlosses, die vor Beginn der Bauarbeiten an vielen Stellen Schäden aufwies. Nach umfangreichen Schadenskartierungen wurden die fehlerhaften Stellen zunächst mit Zementputz repariert und anschließend entsprechend der von Margarete Kühn entworfenen gelbocker-grauen Fassung der 1950er Jahre neu gestrichen. Im Zuge dessen wurden das mit Biberschwanzziegeln gedeckte Dach dekontaminiert, teilweise repariert und die in verschiedenen Bauphasen hinzugefügten Fenster und Außentüren mit Hinblick auf ihre unterschiedlichen Konstruktionsweisen und nach energetischen Gesichtspunkten instandgesetzt. Zudem wurden die zahlreichen Dekor- und Gliederungselemente der Fassade und des Daches restauriert, die in verschiedenen Materialien von Stuck über Naturstein hin zu Metall ausgeführt waren. Die restaurierte und neu vergoldete Skulptur der Fortuna von Richard Scheibe erstrahlt nun wieder auf dem Turm des Schlosses.

Abgesehen davon, standen diverse Baumaßnahmen zur Energieeinsparung im Fokus, die auf eine Reduzierung der Betriebskosten um 85.000 bis 90.000 Euro jährlich zielen, was etwa 34 Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Schlosses entspricht. Mit Blick auf den hohen Denkmalwert des Gebäudes wurde eine möglichst substanzschonende Modernisierung der Haustechnik, der Fenster und Außentüren, der Dämmung der Dachgeschossebenen sowie der Heizanlage durchgeführt. Hierbei wurden die beheizten Bereiche zusammengefasst, um die Hüllfläche zu verkleinern. 

Im Zuge der Baumaßnahmen wurde das gesamte Schloss nach brandschutztechnischen Anforderungen neustrukturiert und Brand- bzw. Brandabschnittswände inklusive von Feuerschutzabschlüssen errichtet. Der Blitzschutz inklusive der Ringerdungsleitung wurde erneuert. Ein weiteres Ziel der Sanierung war es, eine barrierefreie Erschließung über einen Aufzug im Konditorhof zu ermöglichen, der an das Bestandsgebäude angebunden wurde und somit nur einen minimalen Eingriff in die historische Bausubstanz erforderte.

Alle Baumaßnahmen erfolgten bei laufendem Betrieb des Gebäudes, was eine gezielte Koordination der Besucherinnen und Besucher in Absprache mit den Bauherren erforderte. Zudem waren umfangreichen Schutzmaßnahmen im musealen Bereich nötig, da die Ausstellung zeitweise in Teilbereichen geschlossen und durch die Restauratoren umgelagert werden musste.

Planungsaufgabe
  • Objektplanung
  • Bauunterlagen nach RBBau (ES-Bau, EW-Bau)
  • A+S-Plan und SiGeKo
  • Bau im laufendem Betrieb
Bauaufgabe
  • Instandsetzung der Fassadenflächen (Putz, Naturstein, Verblechungen, Beschichtung)
  • Sanierung und Instandsetzung historischer Fenster und Außentüren unter Einbeziehung unterschiedlichster Bauzeiten und Konstruktionsarten
  • Reparatur und teilweise Erneuerung der Dachflächen (Biberschwanzziegel)
  • Zusammenfassung der beheizten Bereiche zur Minimierung der Hüllfläche
  • Wärmedämmung der oberen Geschossdecken und Treppenköpfe
  • Einbau eines Aufzuges im Konditorhof mit Anbindung an das Bestandsgebäude
  • Sanierung Heizungsanlage inkl. Erneuerung Steuerung und Gebäudeleittechnik
  • Wärmedämmung aller offen verlegten Heizleitungen
  • Erneuerung der Lüftungsanlage im Neuen Flügel
  • Neustrukturierung der Elektroanlage im Kellergeschoss
  • Erneuerung Blitzschutz inkl. Ringerdungsleitung
  • Brandschutztechnische Neustrukturierung des Gebäudes
  • Errichtung Brand- und Brandabschnittswände inkl. Feuerschutzabschlüssen
  • Dekontaminierung (Holzschutzmittel, KMF, Asbest)
  • Alle Maßnahmen erfolgen unter Beibehaltung des laufenden Betriebes in nicht betroffenen Gebäudeteilen
  • Neuaufbau der übergeordneten Sicherheitszentrale für alle Liegenschaften der SPSG (Fertigstellung 2008)

zurück